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Duo Gazzana
Duo Gazzana, © Caterina Di Perri
Duo Gazzana
Duo Gazzana, © Caterina Di Perri

Konzert-Hommage an Andrej Tarkowski

Konzert-Hommage an Andrej Tarkowski

"Nostalgia for the Absolute" Das Duo Gazzana bringt mit dieser Konzert-Hommage seine große Wertschätzung für die Kunst des Regisseurs Andrej Tarkowski (1932-1986) zum Ausdruck.

Werke von Johann Sebastian Bach (1685-1750) bilden die Grundpfeiler der Werkauswahl. Der Filmemacher war ein großer Verehrer des Barockkomponisten und bewunderte die spirituelle Ausdruckskraft seiner sakralen Werke sowie die kontrapunktische Satztechnik, die er teilweise in seine Filme überführte. In seinem Buch „Die versiegelte Zeit“ legte Tarkowski seine Gedanken zur Kunst, Ästhetik und Poetik des Films dar. Passagen daraus liest Robert Schneider und stellt damit die Denkwelt des Filmemachers in Beziehung zur erklingenden Musik.

Das Gefühl war für Tarkowski das Tor zum menschlichen Bewusstsein. Diese Aussage spiegelt sich in seinen Filmen sowie in der hier zusammen gestellten Werkauswahl wider. Die Eckpfeiler des Konzerts bilden Ausschnitte aus den Sonaten für Violine und obligates Tasteninstrument (BWV 1014-1019) von Johann Sebastian Bach. Insbesondere die Fantasie, mit der Bach jeden einzelnen Teil der Sonaten ausleuchtete, begeistert seit ihrer Entstehung. Das galante Thema im Adagio aus der dritten Sonate (BWV 1016) wird kunstvoll in eine dreistimmige Fuge übergeführt. Ein sanft wiegender Charakter zeichnet das Largo aus der vierten Sonate in c-Moll (BWV 1017) aus. Dabei verbinden sich die Dreiklangszerlegungen des Klavierparts mit der fließenden melodischen Linie der Violine. Die mittlere Säule des Konzertes bildet die Sarabanda aus Bachs Partita II (BWV 1004), eine der tiefgründigsten Kompositionen, die Bach hinterlassen hat. Sie ist dem Affekt der Trauer gewidmet, wobei sich der Toncharakter immer wieder aufhellt. Der Choral „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“ aus J.S. Bachs Orgelbüchlein war ein in der Romantik viel zitiertes Werk. Andrej Tarkowski fügte es in seinen Film „Solaris“ ein und schuf damit eine unverwechselbare Stimmung.

Der ukrainische Komponist Valentin Silvestrov (*1937) ist ein großer Verehrer des Regisseurs Andrej Tarkowski und des Komponisten Johann Sebastian Bach. Mit seiner „Hommage a J.S. Bach“ aus dem Jahr 2009 kleidet er „scheinbar Vertrautes in ein neues Klanggewand und lauscht Harmonien feinfühlig hinterher.“

„Wie kann man die Zeit mit Noten füllen, die der vorangegangenen Stille würdig sind?“, lautet eine bedeutende Frage des estnische Komponisten Arvo Pärt (*1935). Dessen klanglicher Ausdruck und die Zeitgestaltung seiner Musik stehen in enger Beziehung zu Andrej Tarkowskis Kunst. Ein herausragendes Beispiel hierfür stellt das 1980 komponierte Werk „Fratres“ dar. Das Werk „Spiegel im Spiegel“ beruht auf einer strengen Konstruktion aus Tönen, die eine große innere Ausgewogenheit und Ruhe ausstrahlen. Die Schönheit der klingenden Natur und der Umwelt sowie die Philosophie der Zeitgestaltung war für den französischen Komponisten Olivier Messiaen (1909-1992) ebenso wichtig wie für Andrej Tarkowski. Im Thema und Variation aus dem 1932 wird dies musikalisch erlebbar.

 

Duo Gazzana

Die Geigerin Natascia und die Pianistin Raffaella Gazzana waren schon öfters in Dornbirn zu Gast. Die beiden Schwestern musizieren seit frühester Kindheit miteinander, dementsprechend groß ist die Kongruenz ihrer Musizierweise. Die aus Italien stammenden Musikerinnen erhielten als Duo eine internationale musikalische Ausbildung bei Weltklassemusikern wie Bruno Canino, Ruggiero Ricci, Yehudi Menuhin, Corrado Romano, Piero Farulli und Pierre Amoyal. Beide Schwestern lieben es, ihre Leidenschaft für Kunst, Kino, Lesen, Reisen und Sprachen zu pflegen. Beide absolvierten neben ihren musikalischen Ausbildungen an der Universität "La Sapienza" in Rom ein weiteres Studium: Natascia in Bildender Kunst, Raffaella in Italienischer Literatur.

Das Duo Gazzana genießt auf allen Kontinenten einen ausgezeichneten Ruf. Von der klassischen bis zur zeitgenössischen Musik reicht das breite Repertoire der Musikerinnen. Mit Vorliebe entdeckt das Duo musikalische Gebiete, die noch nicht wenig erforscht sind.

Komponisten wie Valentin Silvestrov (Ukraine), Đặng Hữu Phúc (Vietnam), Fabio Maffei (Italien) und Tõnu Kõrvits (Estland) widmeten dem Duo Gazzana neue Werke.

Das Duo Gazzana ist das erste italienische Kammermusikensemble, das beim renommierten Label ECM Records unter Vertrag steht. Im November 2022 erschien das neueste Album mit Werken von Schumann und Grieg. Unter anderem wurde das Auftragswerk „Stalker Suite“ des estnischen Komponisten Tõnu Kõrvits, eine Hommage an den Filmregisseur Andrej Tarkowski, erstmals eingespielt.

Silvia Thurner

Konzert-Hommage
Sonntag, 12. März 2023 um 17:00 Uhr
im Kulturhaus Dornbirn

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